ST. INGBERT/Riegelsberg (red) Wie jedes Jahr fand vergangene Woche die Zertifikatsverleihung des Kurses Ehrenamtliche Sterbebegleitung in der Begegnungsstätte des Caritas-Zentrums St. Ingbert statt, wie der Ökumenische Hospizdienst und die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) mitteilen. Wieder konnten beide Einrichtungen eine respektable Anzahl von Menschen finden, die sich freiwillig mit dem Thema Sterbebegleitung auseinandersetzen wollten.
Zehn Frauen und zwei Männer – dieses Geschlechterverhältnis ist typisch – konnten nach einem halben Jahr Kurs ihr Zertifikat entgegennehmen. Und wie jedes Jahr berichteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wie bereichernd sie den Kurs empfunden hatten. Nicole Irsch-Pohl aus Riegelsberg beispielsweise, die sowohl im Hospiz als auch mit der spezialisierten ambulanten Palliativbetreuung (SAPV) Erfahrungen sammelte: „Also ich bin tatsächlich nach solchen Tagen nach Hause gegangen und habe gesagt: Es war ein richtig schöner Tag“, berichtet sie.
Wie viele der Teilnehmer hatte sie zuvor selbst einen nahestehenden Menschen bis zum Tod begleitet – und danach das Bedürfnis bekommen, mehr über Sterbebegleitung zu erfahren. Das ging auch Isabel Henrich aus Erfweiler-Ehlingen so, die ihren Vater bis zum Tod begleitete. Sie empfindet es als sehr tröstlich, „dass es diese ganzen Institutionen gibt, dass man nicht alleine bleibt“. Und dass es so auch die Möglichkeit gebe, zuhause zu sterben. Hans-Jürgen Regneri aus Homburg hat den Kurs zusammen mit seiner Frau absolviert. „Wir hatten im Umfeld eine Person, die im Sterben lag. Da haben wir gemerkt, dass wir in manchen Situationen nicht wussten, wie wir reagieren sollten, oder wie wir helfen können.“ Vom Kurs war er „begeistert, und das sage ich nicht oft“. Das Ganze sei sehr gut organisiert worden, und die Themen seien immer interessant gewesen.
Die feierliche Übergabe der Zertifikate wird traditionell von mehreren Grußworten eingeleitet. Den Anfang machte der Leiter des Caritas-Zentrums Saarpfalz, Andreas Heinz. Er hatte selbst einen Fortbildungsabend als Referent gestaltet und schilderte seine Eindrücke von der Gruppe: „Ihr habt alle eine große Nähe und Vertrauen zueinander gehabt, das war sehr eindrucksvoll.“ Danach sprach der Landespfarrer für Diakonie, Albrecht Bähr. Er zählte einige Missstände der Welt auf, wie Kriege und Kinderarmut. „Warum sage ich das? Weil das, was Sie tun in der Hospizarbeit, eine Gegenantwort zu vielen Entwicklungen ist, die wir haben.“ Die Kurse hätten den Teilnehmerinnen und Teilnehmern sicher auch „ein Stück weitere Lebensreife gegeben“, so Bähr.
Eine große Veränderung im Vergleich zu den vergangenen Jahren gibt es im Bereich der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB). Deren langjährige Leiterin und nebenbei auch Initiatorin des Kurses „Ehrenamtliche Sterbebegleitung“, Gertrud Fickinger, ist diesen Mai in den Ruhestand gegangen. „Es gab da eine jahrelange innige Zusammenarbeit zwischen Frau Fickinger von der KEB und uns“, sagte Neumann-John. Neue KEB-Leiterin ist Petra Oberhauser, die sich den Anwesenden erstmals vorstellte. Sie hatte ein sehr treffendes Zitat zu diesem Anlass dabei: „Wie gut, ein Stück des Weges nicht alleine gehen zu müssen, sondern Füße neben sich gehen zu hören und eine Hand zu sehen, nach der man greifen kann, um sie festzuhalten.“
Antoaneta Doggendorf ist seit dem vergangenen Jahr erste Vorsitzende des Hospizvereins Saarpfalz. Sie hieß die Gruppe der „Neuen“ im Kreis der Hospizlerinnen willkommen. „Lasst uns heute nicht nur das Zertifikat in Händen halten, sondern auch das Bewusstsein in unserem Herzen, dass wir mit diesem Kurs ein Stück die Welt verändert haben“, lautete ihre Botschaft.
Dann war mit der stellvertretenden Leiterin des Caritas-Zentrums Saarpfalz, Gabriele John-Neumann, die Kursleiterin selbst an der Reihe. Sie stellte ein Zitat aus dem Vortrag eines Referenten der Landesarbeitsgemeinschaft Hospiz in den Fokus: „Hospizarbeit ist ein Bollwerk gegen die Entmenschlichung.“ Damit brachte sie das zuvor Gesagte noch mal auf den Punkt. Das Begleiten von Menschen auf ihrem letzten Weg und die Unterstützung der Angehörigen ist eine zutiefst menschenfreundliche Angelegenheit. Und noch etwas blieb aus John-Neumanns Ansprache hängen: „Wer sich mit Abschied beschäftigt, der weiß, auch Humor gehört dazu, wie die Sahne aufs Eis.“ Hospizarbeit, das hörte man auch oft von den Auszubildenden, ist gar nicht immer so todernst, wie man es als Außenstehender vermuten würde.
Zuletzt ergriff mit Nicole Irsch-Pohl noch eine Teilnehmerin das Wort. Sie war voll des Lobes über die Art und Weise, wie John-Neumann den Kurs geleitet hatte. „Schon mit wenigen Worten hast du einen Raum eröffnet, in dem wir als Gruppe wachsen konnten.“ Generell habe Irsch-Pohl die Ausbildung als „eine Reise zu neuen Erkenntnissen über uns selbst, über das Leben und über den Tod“ empfunden.
Ambulanter Hospiz- und Palliativberatungsdienst Saarpfalz
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